Am vergangenen Wochenende fanden die Westdeutschen Meisterschaften der männlichen U16 in Düsseldorf statt. Qualifiziert hatten sich in einer Oberliga-Saison mit anschließend zwei Qualifikationsrunden die besten 11 Teams in NRW sowie der Ausrichter TuSa Düsseldorf.
Der Rumelner TV hatte seine Oberliga-Staffel ohne Satzverlust gewonnen und auch die beiden Qualifikationsrunden mit jeweils drei 2:0-Erfolgen souverän gemeistert. Daher galten die Jungs vom RTV vor dem Turnier als Mitfavoriten, hatten allerdings mit personellen Problemen zu kämpfen. Tom Wichmann fiel für das Turnier komplett aus, Jan Czehak verpasste wegen einer Corona-Infektion die letzten anderthalb Trainingswochen und konnte erst freitags vor dem Turnier wieder freigetestet werden. Levi Weissenbach, mit Jonathan Bungert einer von zwei Kaderspielern des WVV im Team, hatte sich wenige Wochen vor dem Turnier im Training verletzt und kehrte erst kurz vor dem Wochenende eingeschränkt ins Training zurück. Das weitere Team bestehend aus Tim Richterich, Kai Thiedmann, Len Kenkmann, Jascha Kuhn, Florian Fischer und Kapitän Eric Ly wurde zum Finale noch von den beiden U13-Spielern Magnus Kindermann und Jonathan Fischer ergänzt, die aus dem Wechselbereich lautstark unterstützten.
Der Rumelner TV war als Gruppenkopf in Gruppe B gelost worden und hatte von der Losfee mit TuSa Düsseldorf und Telstar Bochum ein relativ leichtes Los bekommen. Nach einem sehr guten Start in den ersten Satz gegen TuSa riss bei 16:6 Führung der Faden. Es kam zu deutlich weniger Aufschlagdruck der Rumelner und auch alle anderen Mannschaftsteile agierten nur noch im Sparmodus. Was im ersten Satz dank der zunächst hohen Führung in einem deutlichen 25:15 endete, drohte im zweiten Satz zum ersten Satzverlust der Saison zu werden. Beim Rückstand von 17:21 ging jedoch Kapitän Eric Ly voran und brachte sein Team mit einer Aufschlagserie auf 23:21 in Führung, welche das Team zum 25:23 ins Ziel rettete.
Auch das zweite Vorrundenspiel begann alles andere als verheißungsvoll. Bis zum 11:13 ließ das junge Rumelner Team viel von dem vermissen, was es sich vorgenommen hatte. Als dann allerdings Jascha Kuhn mit starken Aufschlägen Punkt um Punkt einläutete, begannen auch die Mechanismen in Block/Abwehr und Gegenangriff immer mehr zu greifen und der Satz wurde mit 25:13 gewonnen. Im zweiten Satz wurde dann auch die Qualität in der eigenen Annahme immer besser, so dass es zu einem ungefährdeten 25:14 und damit dem Gruppensieg kam.
Nun war dann jedoch auch das Ende der günstigen Lose erreicht. Für das Viertelfinale wurde jedem Gruppensieger der Zweite einer anderen Gruppe zugelost und der RTV erwischte mit dem Moerser SC das mit Abstand stärkste Team aus dem Lostopf. Im Viertelfinale kam es also zum Lokalderby um den Einzug ins Halbfinale. Der RTV wusste, dass im Vergleich zu den Vorrundenspielen eine Leistungssteigerung notwendig sein würde und diese brachten die Jungs aufs Parkett. In einem hoch emotionalen und qualitativ sehr guten U16-Match sahen die beiden RTV-Trainer Frank Fischer und Helmut Weissenbach die stark aufspielende Mannschaft bei 25.17 und 9:1 schon einem souveränen Sieg entgegen streben. Dann jedoch steigerte sich der MSC mit dem Rücken zur Wand und aus dem guten wurde ein hochklassiges Spiel. Lange Ballwechsel mit starken Angriffs- und Abwehraktionen waren nun an der Tagesordnung und der MSC verkürzte Punkt um Punkt um schließlich bei 23:22 für den RTV beinahe noch den Ausgleich zu schaffen. Doch die Duisburger blieben cool und sicherten sich mit zwei Punkten zum 25:22 den Sieg. Landestrainer Oliver Gies, vor mehr als 15 Jahren als Spieler Bestandteil der letzten Rumelner Mannschaft, die NRW-Meister wurde, sprach danach vom bisher besten Spiel des Turniers.
Dieses wurde dann jedoch nach seiner Meinung im Halbfinale von der Partie des Rumelner TV gegen den VV Humann Essen abgelöst. Hier ging es neben dem Einzug ins Finale auch um ein Ticket für die Deutschen Meisterschaften in Berlin. Die Rumelner begannen wie aus einem Guss mit viel Aufschlagdruck, guten Abwehr- und Angriffsaktionen und zogen bis Mitte des Satzes auf 17:7 davon. Dann jedoch ließen die RTV-Jungs etwas nach und in gleichem Maße wurden die Humänner immer stärker. Insbesondere die Verteidigung der Essener brachte die gut agierenden Rumelner Angreifer immer wieder zur Verzweiflung. Gerade so konnten die Rumelner den Satz zum 25:23 ins Ziel retten. Der zweite Satz begann wie der erste aufgehört hatte: Der RTV spielte stark, der VVH hatte aber oft die noch besser Antwort und gewann den zweiten Satz verdient mit 25:20. Der erste Satzverlust der Saison für die Rumelner, die in diesem wichtigen Spiel nun zum ersten Mal die Drucksituation des dritten Satzes erlebten. Und dieser startete denkbar schlecht. Erstmals in diesem Spiel gesellten sich zu den guten Essener Aktionen viele Eigenfehler auf der Rumelner Seite, so dass es über 2:7 und 4:8 zum Seitenwechsel nach der ersten Saisonniederlage aussah. Doch dann kam erneut Jascha Kuhn mit einer starken Aufschlagserie, der einige Fehler auf der Essener Seite provozierte. Zugleich griff nun der Block erfolgreich zu, so dass die ersten 8 Punkte nach dem Seitenwechsel allesamt an den RTV gingen. Nach dem erlösenden 15:10 hallte „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ durch die Halle. Die rund 150 Zuschauer hatten dieses tolle Spiele durchgängig lautstark begleitet und spendeten nun den Spielern beider Mannschaften den verdienten Applaus.
Auch wenn mit der Teilnahme an der DM natürlich ein großes Ziel bereits erreicht war, ging es gegen den TuB Bocholt nun noch um den Titel des Westdeutschen Meisters. Während man im Halbfinale noch gegen eine Mannschaft gespielt hatte, die als Team glänzte, ging es nun gegen den überragenden Einzelspieler des Turniers. Dieser bot einer mehr als überzeugende Leistung und die Rumelner konnten im ersten Satz nicht ihre beste Leistung abrufen. Über Kampf und Wille gelang es jedoch, immer in Reichweite des Gegners zu bleiben und bei 20:20 ausgeglichen in die crunchtime zu gehen. Bei 22:22 war es dieses Mal Florian Fischer, der mit zwei Servicewinnern die ersten beiden Satzbälle herstellt, welche der TuB jedoch abwehren konnte. Erneut blieben die RTV-Jungs cool statt zu hadern und holten sich den Satz in der Verlängerung mit 26:24.
Im zweiten Satz wurden die Rumelner mit dem Satzgewinn immer sicherer und erspielten sich Punkt um Punkt eine komfortable Führung. Drei Matchbälle wehrte der TuB noch ab, ehe es Jonathan Bungert vorbehalten war, ein tolles Zuspiel von Kai Thiedmann mit einem krachenden Angriffsschlag im Bocholter Feld zu versenken und den Titelgewinn klar zu machen.
Bericht: Frank Fischer