Insbesondere aufgrund der Art und Weise etwas überraschend hat die männliche U18 des Rumelner TV wie bereits im vergangenen Jahr die Westdeutsche Meisterschaft gewonnen. Dabei waren die Voraussetzungen alles andere als ideal. Zum Einen gab es reichlich personelle Probleme, da mit Jonathan Bungert einer der beiden Nationalkader-Athleten komplett ausfiel (Ödem am Rücken) und mit Levi Weissenbach der Andere aufgrund von Kniebeschwerden nur begrenzt einsetzbar war. Darüber hinaus war auch Mittelblocker Florian Fischer nicht fit und weitere Spieler angeschlagen. Zum Anderen war der Turnierbaum alles Andere als einfach. Bereits in der Gruppe erwischte man mit TuB Bocholt den Vizemeister der U16 (also dieses Jahrgangs) von 2021 und im weiteren Verlauf drohte ein Halbfinale gegen Humann Essen, welches neben Rumeln und Moers zum engsten Favoritenkreis zählte.
Doch die Mannschaft jammerte nicht, sondern nahm die Situation herausragend an. Das Trainergespann Frank Fischer / Helmut Weissenbach beorderte mit Kylian Wenke einen der beiden etatmäßigen Zuspieler auf die Außenangriffsposition, die zweite wurde mit David Paltian besetzt, der noch in der U16 spielt. Dazu begannen Niclas Dalquen auf Diagonal, Eric Ly im Zuspiel, die Mittelblocker Jannis Nöcker und Jan Czehak sowie Libero Kai Thiedmann.
Im ersten Gruppenspiel ging es gegen den Dürener TV. Die Mannschaft begann hochengagiert und brannte im Aufschlag, Angriff und Feldverteidigung ein Feuerwerk ab. Düren kam überhaupt nicht zum Durchatmen und wurde mit 25:11 und 25:14 vom Platz gefegt. Auch Wechsel auf der Außenposition (Tim Richterich) sowie beim Libero (Jonathan Fischer) taten dem Spielfluss keinen Abbruch. Der erhoffte gute Start war gelungen.
Im Gruppenendspiel gegen Bocholt spielte Rumeln erneut stark auf, profitierte im ersten Satz allerdings auch von vielen Fehlern des Gegners, so dass mit 25:11 erneut ein deutlicher Satzgewinn gelang. Im zweiten Satz begann Bocholt jedoch stark verbessert und führte nach einer ersten Aufschlagserie 5:0. Rumeln geriet nun immer häufiger in der Annahme unter Druck und konnte den Rückstand bis zur Satzmitte kaum verkürzen (11:15). Levi Weissenbach kam somit zu seinem ersten Einsatz und stabilisierte sofort die Annahme. Rumeln konnte aufholen und zog dank einer Aufschlagserie von Jan Czehak sogar auf 20:18 vorbei. In der engen Schlussphase behielten die RTV-Jungs die Nerven und gewannen mit 25:23 das Spiel und damit die Gruppe.
Für das Viertelfinale wurde dem Rumelner TV dann mit Telekom Post SV Bielefeld das vermeintlich leichteste Los aus dem Topf der Gruppenzweiten zugewiesen. Doch wie das oft so ist mit vermeintlichen Underdogs, spielen diese befreit auf. So auch Bielefeld. Das Team aus Ostwestfalen schlug von Beginn an nach dem Motto „Alles oder nichts“ auf und brachte so die Rumelner Annahme das ein oder andere Mal in Bedrängnis. Dennoch behielten der RTV die Ruhe und gewann relativ ungefährdet mit 25:19 und 25:19. Das Halbfinale – zugleich Endspiel um die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft – war souverän erreicht. Zudem konnten Florian Fischer (ohne Einsatz) und Levi Weissenbach (ein halber Satz) für den zweiten Tag geschont werden.
Alleine an der Kulisse neben dem Feld – es sahen rund 200 Zuschauer beim Halbfinale zu und unterstützten die Teams lautstark mit Trommeln und Anfeuerungsrufen – konnte man die Bedeutung des Spiels ablesen. Zudem war dieses Spiel nicht nur ein Finale um die DM-Teilnahme, sondern nach dem überraschenden Aus des Moerser SC auch so etwas wie das vorgezogene Endspiel. Rumeln begann dieses Halbfinale mit Levi Weissenbach und David Paltian auf Außen, Florian Fischer und Jannis Nöcker in der Mitte, Eric Ly im Zuspiel, Niclas Dalquen auf der Diagonalposition sowie Kai Thiedmann als Libero. Essen erwischte den besseren Start, einige Fehler im Angriff der Rumelner führten zu einem schnellen 1:6 und der ersten Auszeit beim RTV. David Paltian am Aufschlag verkürzte direkt auf 4:6 und zeigte auf, dass das von den Trainern vorgegebene Aufschlagziel funktionierte. Doch obwohl Essen aus der sehr wackeligen Annahme kaum gute Zuspielsituationen hatte, löste die Humann-Truppe viele schwere Situationen geschickt und behielt bis zum 15:18 den Vorsprung. Dann konnte Niclas Dalquen mit krachenden Sprungaufschlägen auf 18:18 ausgleichen und die crunch-time einläuten. Weitere gute Aufschläge und starke Abwehraktionen führten zu einer 23:21-Führung, doch Humann glich per Ass nochmals zum 23:23 aus. Rumeln bleib jedoch cool und nutzte den zweiten Satzball zum 26:24.
Im zweiten Satz umgekehrte Vorzeichen. David Paltian stellte am Aufschlag auf 5:0 und der RTV lief vorneweg. Das Aufschlagziel auf Essener Seite wurde weiterhin gut getroffen und agierte immer unsicherer, bevor der Spieler bei 12:5 für den RTV ausgewechselt wurde. Von da an war Essen zwar stabiler im Spielaufbau, der RTV agierte aber im Sideout fast fehlerfrei und verteidigte den Vorsprung zum 25:19 ins Ziel. Grenzenloser Jubel über den erneuten Finaleinzug auf der Rumelner, bittere Enttäuschung auf der Essener Seite.
Etwa zwei Stunden später ging es erneut gegen den TuB Bocholt um den Titel des Westdeutschen Meisters. Den Rumelner Jungs merkte man an, dass das Turnier körperlich und mental seine Spuren hinterlassen hatte. Im Sideout weiterhin fast fehlerfrei, wurde zum ersten Mal im Turnierverlauf schlecht aufgeschlagen und in der Abwehr fehlte die letzte Aggressivität. So plätscherte das Spiel bis zum 15:15 ausgeglichen vor sich hin, bevor es den Rumelner gelang, zuzulegen. In der Schlussphase gelangen so endlich einige Breaks und mit 25:21 wurde die Führung herausgespielt. Im zweiten Satz kam zum weiterhin souveränen Sideout nun auch wieder Aufschlagdruck und es gelangen Blockpunkte (Nöcker, Fischer, Czehak), spektakuläre Abwehraktionen (Thiedmann, Paltian) und starke Gegenangriffe (Dalquen, Weissenbach). Die beiden Zuspieler Ly und Wenke verteilten die Bälle geschickt. Punkt für Punkt setzte sich der RTV ab und es blieb dem eingewechselten Tim Richterich vorbehalten, mit einem Servicewinner zum 25:16 das Spiel zu beenden. Im Jubelkreis erklang „hier regiert der RTV!“
Somit dürfen sich die Rumelner Jungs auch in diesem Jahr in der U18 Westdeutscher Meister nennen. Zur Krönung der Saison stehen nun Anfang Mai auch noch die Deutschen Meisterschaften in Amberg an. Bis dahin sind hoffentlich alle Spieler wieder fit.
Bericht: F. Fischer