Was für ein Riesen-Erfolg für den männlichen Volleyball-Nachwuchs des Rumelner TV! Nach dem schon hervorragenden 7.Platz bei der U18 DM vor zwei Wochen setzt die U16 bei der DM in Brandenburg an der Havel noch einen drauf und gewinnt die Bronzemedaille! Dabei sah es am Samstag zunächst überhaupt nicht danach aus. Aber der Reihe nach.
Die Vierergruppe mit dem Regionalmeister Nordost TSC Berlin, dem Ost-Vizemeister aus Erfurt sowie dem sportlich nicht qualifizierten Nachwuchs des Ausrichters Blau-Weiß Brandenburg las sich machbar, erwies sich dann aber als die „Todesgruppe“ des Turniers. Denn direkt das erste Spiel gegen Brandenburg hatte es schon in sich. Der Gastgeber war zwar weit von einer sportlichen Qualifikation entfernt gewesen, verstärkte sich zur Deutschen Meisterschaft aber mit 4 Spielern aus dem Volleyball-Internat in Schwerin. Es zeigte sich also schon nach wenigen Bällen, dass es kein leichter Aufgalopp für den Rumelner TV werden würde. Die RTV Jungs begannen gut, lediglich bei den Aufschlägen blieb noch Luft nach oben. Über Führungen von 8:6 und 13:10 kam es zum 18:14. Dann eine sehr umstrittene Schiri-Entscheidung gegen den RTV und zwei Eigenfehler, es wurde also eng. Bei 20:20 eine diesmal eindeutige Fehlentscheidung der 1. Schiedsrichterin gegen den RTV und damit Rückstand in der finalen Satzphase. Paul Oheim, zum Aufschlag eingewechselt, machte nochmal Druck, der aber von Brandenburg gut gekontert wurde. Mit guten Aktionen der Brandenburger ging der 1.Satz etwas unglücklich 22:25 verloren. Die jungen Rumelner ließen sich nicht beeindrucken und spielten den zweiten Satz nun mit deutlich verbessertem Aufschlagdruck von vorne weg zum 25:20. Im Entscheidungssatz begann Brandenburg mit einem Netzroller-As, es folgten zwei lange Ballwechsel, die Brandenburg für sich entschied. Bei 0:3 daher die erste Auszeit bei Rumeln. Diesen drei Punkten lief der RTV den gesamten Satz hinterher und verlor trotz sehr guter Leistung mit 12:15 und damit 1:2 das Eröffnungsspiel.
Im zweiten Spiel gegen Erfurt sah man sich leicht auf der Favoritenseite, musste dieses Spiel jedoch auch gewinnen, um nicht als Gruppenletzter in das letzte Vorrundenspiel zu gehen. Anders als im ersten Spiel fanden die RTV-Jungs überhaupt nicht ins Spiel. Bereits im ersten satz machten insbesondere die sonst sehr zielsicheren Angreifer mehr Eigenfehler als in allen drei anderen Spielen des Samstags zusammen. Beim 18:25 kamen erneut zwei krasse Fehlentscheidungen gegen den RTV hinzu, dennoch war der Satzverlust aufgrund der eigenen Leistung völlig verdient. Im zweiten Satz das selbe Bild. Bis zum 16:22 reihten sich die Eigenfehler aneinander, schwache Aufschläge kamen hinzu. Nun, da das Spiel quasi schon verloren war, drehte der RTV plötzlich auf, spielte wieder seinen besten Volleyball und konnte bei 24:24 tatsächlich ausgleichen. Erfurt hielt dagegen und konnte den fünften Satzball zum 26:24 nutzen.
Nach der zweiten Niederlage im zweiten Spiel gab es lange Gesichter beim RTV, war dies doch fast gleichbedeutend mit dem Vorrundenaus. Lediglich ein Sieg gegen den TSC Berlin und Schützenhilfe von Brandenburg, das 2:0 gegen Erfurt gewinnen musste, konnten noch zum Weiterkommen ins Achtelfinale der Gruppenzweiten und -dritten führen. Die Rumelner nahmen sich vor, von nun an einfach bestmöglich agieren zu wollen und sich vom Ergebnis und damit auch etwas vom Druck selbst zu befreien. Dies gelang gegen den sehr starken TSC Berlin sehr gut, die Mannschaft zeigte sich deutlich verbessert und wieder so stark wie gegen Brandenburg. Mit einem 18:25 und 25:18 hielt man in einem ausgeglichenen Spiel gut dagegen und konnte ab Mitte des zweiten Satzes zunehmend die Spielkontrolle übernehmen. Parallel allerdings nahm das Rumelner Drama seinen Lauf. Während es im eigenen dritten Satz gegen Berlin wieder ausgeglichen losging – Seitenwechsel bei 7:8 – hatte auf dem Parallelfeld Erfurt bei 24:21 drei Satzbälle. Es fehlte also nur noch 1 Punkt für Erfurt, um das Vorrundenaus des RTV zu besiegeln. Kurz später jedoch lauter Jubel der vielen Fans der Heimmannschaft, Brandenburg hatte den Satz zum 26:24 gedreht. Dies bekamen auch die RTVler mit und spielten nun wie befreit auf. Nur noch ein Punkt der Berliner wurde noch zugelassen und mit 15:9 der doch etwas überraschende Sieg gefeiert. Sofort ging der Blick wieder zum Nachbarfeld, ob Brandenburg auch im zweiten Satz Schützenhilfe leisten würde. Dieses Mal wurden die Nerven nicht so sehr auf den Prüfstein gestellt, Brandburg fertigte Erfurt mit 25:6 ab und verhalf dem RTV damit zum ganz knappen Achtelfinaleinzug.
Das Achtelfinale fand ebenfalls noch am Samstag statt. Hierzu musste der RTV nun in die etwa 3km entfernte zweite Spielhalle fahren, wo der Gruppenzweite der Überkreuzgruppe, der Kieler TV, bereits wartete. Ein letztes Mal wurden die müden Körper durch das Aufwärmritual gequält, um möglichst der emotionalen Achterbahnfahrt ein krönendes Tagesende zu bescheren. Dieses gelang dem RTV offensichtlich besser oder es wurde einfach das emotionale Hoch des glücklichen Weiterkommens genutzt. Jedenfalls spielte Rumeln wie aus einem Guss. Durch die Bank alle Spieler erzeugten enormen Aufschlagdruck und erschwerten das Kieler Aufbauspiel, womit die RTV- Mittelblocker Florian Fischer und Jan Czehak fleißig direkte Blockpunkte sammelten. In der eigenen Annahmen spielten Niclas Dalquen, Jonathan Bungert, Fynn Duemont und Libero Jonathan Fischer fast fehlerfrei und Kylian Wenke im Zuspiel bediente immer wieder die dann erfolgreichen Angreifer präzise. Sehr schnell konnte Rumeln den ersten Satz mit 25:16 für sich entscheiden. Der großen Gefahr, nach einem leicht gewonnen Satz nachzulassen und dem Gegner ins Spiel zu verhelfen, gaben die Rumelner im Stile einer erfahrenen Mannschaft überhaupt keinen Raum. Vom Start weg agierte der RTV weiterhin druckvoll und ließ eventuelle Kieler Ambitionen im Keim ersticken. Den ersten Satzball vergab der eingewechselte Magnus Kindermann noch am Aufschlag, bediente danach aber mit einem genauen Zuspiel Niclas Dalquen, der dank des von Raphael Porsche in der Mitte gebundenen Blockers gegen einen Einerblock zum 25:13 den Deckel drauf machte. Der RTV stand im Viertelfinale!
Dort ging es nun am frühen Sonntag-Morgen gegen den FT Freiburg, der sich als Gruppensieger das zusätzliche Achtelfinalspiel am Samstag-Abend erspart hatte. Die Rumelner Ihrerseits hatten zwar drei Sätze mehr in den Beinen, waren aber mit den beiden gewonnenen Spielen am Samstag Nachmittag und Abend ebenfalls im Turnier angekommen. Das Spiel begann mit guten Aufschlägen auf beiden Seiten. Freiburg führte 4:0, Rumeln glich auf 4:4 aus. Freiburg ging wieder mit 10:6 in Führung, Rumeln konterte auf 10:11. Zu diesem Zeitpunkt stabilisierte sich die Rumelner Annahme, während das ausgewählte Aufschlagsziel der Freiburger weiterhin wackelte und in der Satzmitte sogar vom Feld genommen wurde. So konnte der RTV Punkt um Punkt davon ziehen und letztlich relativ souverän der ersten Satz mit 25:21 gewinnen. Im zweiten Satz dominierte Rumeln direkt vom Start weg wieder über gute Aufschläge. Bereits bei 3:0 für Rumeln hatte der Freiburger Trainer beide Auszeiten „verbraten“, um seine Annahme neu einzustellen. Es half nichts, Rumeln zog auf 10:1 davon. Mit dem Rücken an der Wand gingen die Freiburger nun im Aufschlag All-In und verkürzten auf 9:12. Nach einer Auszeit des RTV-Trainerteams Frank Fischer/Marten Kindermann brachte Jonathan Bungert einen Angriff wuchtig zum 13:9 unter. Danach servierte Tim Richterich mehrfach sehr stark und Rumeln führte wieder komfortabel mit 19:9. Spätestens jetzt war klar, dass der RTV-Nachwuchs ins Halbfinale einziehen würde – gleichbedeutend mit dem Gewinn einer Medaille, da der dritte Platz nicht ausgespielt wird. Die letzten Punkte wurden breit grinsend, aber konzentriert heruntergespielt und nach dem 25:14 kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Die selben Spieler, die noch etwa 18 Stunden vorher am Boden zerstört dem Vorrundenaus entgegen blickten, lagen sich nun freudetrunken in den Armen. Wie bereits am Vortag hatte der zahlreich anwesende Rumelner Anhang das Spiel akkustisch dominiert, sein Team durch ein schweres Spiel getragen und untermalte die Jubelbilder nun mit „Heimsieg, Heimsieg“ -Sprechchören.
Im Halbfinale gab es nun sowohl für die Spieler als auch für den Anhang, der sich nun gegen rund 200 „echte“ Heim-Fans behaupten musste, erneut die Herausforderung Blau-Weiß Brandenburg. Und erneut entwickelte sich ab dem ersten Ballwechsel ein sehr hochklassiges U16-Spiel. Mal führte die eine Mannschaft, dann die Andere. Knackpunkt im ersten Satz waren zum Einen eine Schiri-Entscheidung beim Stand von 20:20, bei der ein weit ins Aus geschlagener Ball der Brandenburger gut gegeben wurde und zum Anderen ein Missverständnis in der Rumelner Verteidigung, welches den Brandenburgern das notwendige Break schenkt, welches letztlich zum 23:25 reichte. Erneut hatte der RTV an der Leistungsgrenze gespielt, sich aber dieses Mal nicht dafür belohnen können. Im zweiten Satz ließ der Aufschlagdruck der Rumelner etwas nach und trotz einer weiterhin guten Leistung konnte man den starken Gastgebern nun nicht mehr ganz Paroli bieten. Mit 19:25 war der Traum vom Finale ausgeträumt.
Nach kurzer Enttäuschung überwog dann jedoch sehr schnell der Stolz auf ein am Ende richtig starkes Turnier und die Freude über die Medaille, welche es bei Deutschen Jugendmeisterschaften lange nicht mehr für den Rumelner TV gegeben hat. Kurios sicherlich, dass der RTV sowohl haarscharf am Vorrunden-Aus als auch an der Finalteilnahme vorbeigeschrammt ist. Wie schon bei der U18 kann man auch bei der U16 trotz des wackligen Starts feststellen, dass der RTV zu dem erlauchten Kreis der 6-7 Teams zählt, die zu den Medaillen- und Titelkandidaten gehörten.
Bericht Frank Fischer